Bis in welches Alter kann ich Tauchen (lernen?)
Tauchen ist ein faszinierendes Hobby. Dank moderner Ausrüstung gelangen wir sicher und komfortabel in eine gänzlich andere Welt. Der Ausdruck „Sporttauchen“ ist dabei irreführend. Das Ziel ist nicht möglichst viel Anstrengung, sondern Ruhe, langsame und kontrollierte Bewegungen und bewusstes Geniessen. Bis in welches Alter wir Tauchen oder gar wann wir damit beginnen, ist sehr individuell. Limitierender Faktor ist wie für jede Tätigkeit die Gesundheit, die geistige Vitalität und die Bereitschaft, etwas Neues zu lernen.
Gemäss der Altersstatistik des VDST (Verband Deutscher Sporttaucher), sind 4% aller Mitglieder (ca. 65’000) über 61 Jahre alt. Nun muss man aber wissen, dass nur die wenigsten Taucher in einem Verband Mitglied sind. Entsprechend ist die Zahl wesentlich höher.
Tauchen hat viel mit sozialen Kontakten zu tun. Sofort ergibt sich ein Gesprächsthema. Egal ob man im Alter alleine reist oder gemeinsam mit einem Partner. An den Feriendestinationen trifft man Gleichgesinnte und kann einen Tauchgang oder den ganzen Urlaub gemeinsam verbringen.
Medizinische Aspekte
Um einen Tauchkurs zu beginnen, müssen bereits Erwachsene ab dem 40. Altersjahr eine tauchärztliche Untersuchung absolvieren und ein entsprechendes Attest vorweisen können. Statistisch gesehen steigt ab 40 Jahren das Risiko für Herz-/Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus etc. stark an. Die Untersuchung beim Taucharzt soll gewährleisten, dass der Tauchkurs oder Tauchurlaub sicher und ohne Beschwerden genossen werden kann. Dr. Wilhelm Welslau beschreibt in seinem Vortrag „Tauchen im Alter“ an der SUHMS-Jahesversammlung 2011 die Untersuchung genau. In der Schweiz kommt das «Formular zur Erstuntersuchung» zur Anwendung. Diese verbleibt beim Arzt. Für die Tauchkurse ist das «ärztliche Zeugnis: Tauglichkeit für das Sporttauchen» mitzubringen.
Gewicht der Ausrüstung
Eines der schönsten Gefühle beim Tauchen ist die Schwerelosigkeit. Für viele Taucher – gerade für übergewichtige Taucher – ist diese Leichtigkeit ein wunderbare Erfahrung. Um in die Unterwasserwelt eintauchen zu können, benötigen wir paradoxerweise relativ schwere Ausrüstung. Diesem Umstand müssen ältere Taucher Rechnung tragen. Sei es durch geeignete Transportmittel, einfache Ein- und Ausstiege oder einen kräftigen Buddy oder Tauchlehrer. In meinen Tauchkursen mit älteren Personen oder solchen mit körperlichen Einschränkungen, gehe ich konkret auf Möglichkeiten ein, um trotz verminderten Kraft problemlos tauchen zu können.
Überlegungen vor einem Tauchkurs
«Habe ich Lust, etwas Neues zu lernen?». Wenn die Antwort ja lautet, ist unter Vorbehalt guter Gesundheit eigentlich schon alles klar. Denn wieso sollte nicht beispielsweise nach der Pensionierung ein neues Hobby verfolgt werden? Die Zeit ist vorhanden und in der Regel auch die finanziellen Möglichkeiten, um an traumhaften Destinationen Urlaub zu machen. Es spricht also nichts gegen den Beginn eines neuen Abenteuers. Es warten schier unendlich viele Tauchspots darauf, erkundet zu werden.
Tauchen ist ein sehr sicherer Sport. Durch die seriöse Ausbildung werden alle Fähigkeiten erlangt, um ohne Probleme viele unvergessliche Momente zu erleben. Nichts desto trotz besteht ein gewisses Restrisiko. Wer unsicher ist, ob Tauchen das richtige Hobby ist, bucht am besten einen Schnupperkurs. In der geschützten Umgebung eines Hallenbades ist es ein Leichtes herauszufinden, ob Atmen unter Wasser Spass macht.
Aus der Sicht des Tauchlehrers
Als Tauchlehrer schätze ich Tauchkurse mit älteren Personen sehr. Sie sind bedacht, wissen die Vorzüge von Privatunterricht zu schätzen. Überhaupt liegt der Schlüssel zum Erfolg in der individuellen Anpassung der Lerngeschwindigkeit. Es soll kein Zeitdruck dem Lernerfolg im Weg stehen.
Eines meiner schönsten Erlebnisse als Tauchlehrer war eine Dame in den Mittfünfzigern, welche ich auf den Malediven unterrichten durfte. Schon zu Beginn hat sie mir versichert, sie werde keinesfalls mehr als einen Schnupperkurs (PADI Discover Scuba Diver) absolvieren. Man ahnt es: Nach dem Schnupperkurs hat sie den PADI Scuba Diver Kurs (Vorstufe zum PADI Open Water Diver) begonnen, nicht ohne zu versichern, keinesfalls mehr als diesen Kurs zu machen. Ja, wieder richtig geraten. Sie hat letztlich voller Begeisterung Open Water Diver Brevet erlangt. Mit Zeitdruck oder in einer Gruppe, wäre das Unterfangen gescheitert. So aber arbeiteten wir im richtigen Tempo und dem nötigen Fokus bis zum Erlangen des Brevets.
Fazit
Tauchen steht allen offen, die aus gesundheitlicher Sicht dazu imstande sind. Ob (Wieder-)Einsteiger oder routinierte Taucher: Auch im hohen Alter kann man an den schönsten Orten auf dieser Welt abtauchen. Es lohnt sich, einen privaten Tauchguide oder Tauchlehrer zu leisten. So ist man optimal betreut und bekommt wenn nötig Unterstützung.
Author und Copyright: André Fahrni, DiveInStyle
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